Keinen Cargo-Kult bitte!

Cargo Kult bezeichnet ein Phänomen, bei dem versucht wird etwas zu imitieren, ohne jedoch dessen tieferen Sinn zu verstehen.

 

Hintergrund

Im zweiten Weltkrieg besetzten amerikanische Streitkräfte einige Inseln in Papa-Neuguinea und errichteten Stützpunkte, um von dort aus Japan angreifen zu können. Die Stützpunkte wurden von Flugzeugen mit Waren (=cargo) versorgt. Die dortigen Einwohner kamen bis dato kaum in Kontakt mit der westlichen Zivilisation. Deshalb erscheint es auch nicht verwunderlich, dass sie dachten, dass Götter mit Flugzeugen auf die Erde kamen und Nahrung brachten. Nach dem Krieg verließen die amerikanischen Soldaten die Inseln. Die Bewohner hofften durch der Imitation des Verhaltens der Soldaten, dass die Flugzeuge wieder kommen würden, um Nahrung zu bringen. Sie bauten Hochstände, Flugzeuge aus Stroh, schnitzten Kopfhörer aus Holz und imitierten das Verhalten der amerikanischen Soldaten. All ihre Bemühungen blieben erfolglos. Überraschenderweise gibt es dieses Ritual aber bis heute.

 

Was heißt das für die Entwicklung agiler Kulturen?

Viele Unternehmen versuchen die oberflächlichen Merkmale agiler Kulturen einzuführen. Um besonders innovativ zu sein, eröffnen sie Büros im hippen Berlin, stelle junge, hippe Mitarbeiter ein und hoffe auf viel Innovation. Zwar ist es möglich, dass sie damit auch Erfolg haben, jedoch bei der Übertragung ins Stammhaus scheitert der Versuch meistens. Denn Kultur ist kein Kasten Club Mate den man von Berlin mit ins Stammhaus nehmen kann. Häufig behindern vorhandene Strukturen das arbeiten nach agilen Konzepten und somit auch die Entwicklung agiler Kulturen. Unternehmen müssen also primär verstehen, was agile Konzepte beinhalten und was eine agile Kulturentwicklung mit sich bringt. Dann muss das Unternehmen auch bereit sein bisherige Strukturen, Traditionen und Regeln zu hinterfragen und anzupassen. Denn die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Kulturentwicklung ist die Schaffung eines Rahmens der eine solche Kultur unterstützt und nicht behindert. Erst dann kann sich eine solche Kultur entwickeln. Hierfür reicht es aber nicht nur alle Mitarbeiter gießkannenartig zu schulen und jedem Sitzsäcke ins Büro zu stellen. Unternehmen müssen ganzheitliche Maßnahmen entwickeln, welche Impulse für eine Kulturentwicklung top-down und bottum-up gibt. Unternehmen müssen also verhindern, nur einen Cargo Kult im Unternehmen zu implementieren, der schneller scheitert als den Kasten Club Mate zu leeren und somit gute Methoden im Unternehmen verbrennt.

 


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